Den 50. Alpsommer beendet...

Seit dem Ende seiner Schulzeit in Rufi war der bald 65jährige Sepp Luchsinger jeden Sommer z’Alp. Am Samstag kehrte der Vollblut-Aelpler mit seiner wunderbar geschmückten Herde stimmungsvoll und absolut jubiläumswürdig ins Tal zurück.

Das Aelplerblut wurde dem Jubilar schon in die Wiege gelegt, denn seine Mutter stammt von einer Ur-Aelplerfamilie vom Nätzlisbach in Maseltrangen, die seit Generationen nur «z’Achters genannt werden und sein Vater war zwar Eternit-Arbeiter, aber in jeder freien Minute in den Bergen und nach der Pensionierung jeden Sommer auf der Alp. «Ich weiss nicht warum, aber im Frühjahr zieht es mich unwiderstehlich in die Höhe und ein Sommer im Tal könnte ich mir kaum vorstellen» begründet der Bald-Pensionär, der auch nächstes Jahr wieder wie gewohnt z’Alp geht, diesen Virus in seinen Adern.

Im Frühjahr 1975 meldete sich der 20jährige Sepp Luchsinger beim damaligen Präsidenten der Ortsgemeinde Rüttiberg für die frei gewordene Alp-Stelle auf Hüsliberg-Bätruns, nachdem er zuvor einen Sommer im Glarnerland vier Jahre lang auf Steinegg-Oberhag der Ortsgemeinde Maseltrangen tätig war. Es muss für den jungen Aepler wohl ein Traumjob gewesen sein, denn er blieb dieser Alp bis heute 45 Jahre lang treu. Dies obwohl sie teilweise sehr stotzig und für das weidende Vieh nicht ungefährlich ist und nur zu Fuss erreicht werden kann. «Ich hatte mit den Bauern und der Ortsverwaltung stets ein sehr schönes Verhältnis» nennt er in einem Interview mit Radio Central den wohl wichtigsten Grund für diese nunmehr 45 Jahre andauernde Win-win-Situation.

Einiges erlebt auf der sagenumwobenen Bätruns!

Natürlich gab es in dieser langen Zeit nebst viel Licht auch Schatten. In bester Erinnerung bleibt ihm die allererste Alpauffahrt vom Hüsliberg in die Untern Bätruns, als der Weg in die Trüebsitenhütte Ende Juni zum grossen Teil noch schneebedeckt war und beim Mittelhag auf halber Strecke sein Vater Heiri Luchsinger samt einem Galtlig plötzlich im Schnee versank. Da hier vom Bach her ein Hohlraum entstanden war, fielen sie in ein solches Loch. Glücklicherweise kamen aber beide unverletzt etwas weiter unten wieder zum Vorschein und konnten unverletzt den Weg zur Hütte fortsetzen. Auch die schweren Gewitter und Unwetter, sowie zuletzt der trockene Sommer 2018 bleiben ihm in besonderer Erinnerung. Ein Freudenjahr sei auch 2002 gewesen, als er zum ersten Mal mit seiner jungen Frau Susanne und seinem damals vier Monate alten Sohn Lukas gemeinsam auf der Alp war. Weil er zuvor rund 30 Jahre Junggeselle war, bedeutet ihm die Familie alles, vor allem weil zwei Jahre später Tochter Martina das Kleeblatt vollständig machte.

Eine Bilderbuch-Alpabfahrt zum Jubiläum

Eine Rekordkulisse von Zuschauern durfte am Samstag die Parade der mit grossen Treicheln bestückten, 113 Haupt zählenden Herde, bestehend aus Milch- und Mutterkühen mit ihren Kälbchen, sowie Rindern, Mässen und Jährlingen, auf dem Weg durch das Dörfchen Rufi bestaunen. Auffallend waren heuer die vielen kunstvoll gebundenen Tschäppel mit frischen Blumen zwischen den Hörnern. Einhellig freudig bis begeistert war das Urteil der Einheimischen und Besuchern, darunter einer Delegation aus dem fernen Osten, die mit Verwandten aus Glarus extra angereist kamen, um dieses urschweizerische Brauchtum einmal aus nächster Nähe erleben zu dürfen! Im Anschluss erfolgte dann in der Gastermatt – seit mehr als 600 Jahren im Besitze der «Rüttibergner» - die «Teilete» der wohlgenährten Tiere und Uebergabe an die Bauern für die Herbstweide im Tal.

29.09.2019 / Willi Giger